Empathiespende rettet Teammeeting: Kleine Übung = große Wirkung

Bildquelle: https://pixabay.com/de/users/startupstockphotos-690514/
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Kommst du auch gerade aus dem Urlaub und freust dich schon auf deine erste Teambesprechung?

Gibt es da einen Kollegen, der redet und redet und redet? Wird das Meeting dadurch für dich unendlich lang? Wünschst du dir mehr Effizienz in Meetings? Geht nicht? Geht doch. Bei mir geht es heute um die Wirksamkeit von Empathie in Meetings. Die vorgestellte Übung versetzt dich sofort in die Lage, empathisch mit dir und deinen Kolleginnen zu sein und künftig deine Meetings effizienter zu gestalten.

 

"Empathie ist doch Gefühlsduselei!",  "Gefühle am Arbeisplatz zeigen? Da kann ich mir ja gleich selbst ins Knie schießen.",  "Gefühle, das ist doch nur was für Frauen. Soll ich jetzt heulen oder was?" denkst du dir jetzt vielleicht?

 

Sicherlich achten empathische Menschen auch auf Gefühle. Aber eben nicht nur auf Gefühle. Hilfreich ist das wertfreie Beobachten einer Situation und der Blick auf erfüllte und unerfüllte Bedürfnisse. Also, wenn du der Meinung bist, Empathie hat am Arbeitsplatz nichts verloren, dann lies einfach weiter.

Was ist denn eigentlich Empathie?

Empathie ist die Fähigkeit sich in sich selbst oder andere Menschen einzufühlen mit der Bereitschaft, die eigenen Urteile und Interpretationen über die Person oder ihr Verhalten zur Seite zu stellen. 

 

Das wars schon. Klingt das immer noch nach Gefühlsduselei für dich?  Empathisch zu sein, hat so gesehen überhaupt nichts damit zu tun, Gefühle zu zeigen. Wer empathisch ist, kann sich in andere hineinversetzen, die Situation aus deren Blickwinkel anschauen  und ist in der Lage, die Situation wertfrei zu betrachten. 

 

In meinen Beratungen und Seminaren höre ich öfter: "Aber ich bin doch empathisch. Ich gehe doch voll und ganz auf die andere Person ein und zeige ihr, dass es für mich in Ordnung ist, wie sie handelt." Dann sind bist du sympathisch. In diesem Fall bist du gleichzeitig mit deiner Aufmerksamkeit bei deinen eigenen Gefühlen und Bedürfnissen und denen der anderen Person.

Verstehen heisst nicht, einverstanden zu sein.

Wenn du empathisch mit deinen Kollegen sein möchtest, stelle dir zur Klärung folgende Fragen:  "Bin ich ganz präsent bei der anderen Person? Vermute ich, wie es ihr gerade jetzt geht? Will ich wissen, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege? Bin ich bereit um Rückmeldung zu bitten? Bin ich bereit, meine Urteile über ihre Handlungen zur Seite zu stellen?"  Konntest du diese Fragen mit "Ja" beantworten? Gratualtion. Dann bist du empathisch.

 

Ich finde das sehr entlastend. Und du, du brauchst nicht d'accord sein mit deinen Kollegen, brauchst nicht alles gut finden? Erleichtert dich das auch? Empathie bedeutet, den anderen zu verstehen, gleichzeitig nicht mit seinen Handlungen und Äußerungen einverstanden zu sein.

Und was bringt dir Empathie in einem Meeting?

Um in der Sprache der Gewaltfreien Kommunikation zu antworten. Empathie im Meeting bringt: Verbindung, Sicherheit, Effizienz und Wertschätzung. Das sind Bedürfnisse, die wir uns auch am Arbeitsplatz erfüllen können. Aber das sind ja gleich vier Bedürfnisse auf einmal! Ja, es ist ein bisschen wie beim Überraschungsei. Du weißt möglicherweise nicht genau, wie Empathie wirkt. Die Sicherheit, in Verbindung mit deinen Kolleginnen zu kommen und eine gewisse Vorfreude auf die Überraschung, was dann passiert, hast du auf jeden Fall.

 

Und wie das genau geht, erfährst du in der jetzt folgenden Übung.

Übung: Die Empathiespende

Spende beim nächsten Teammeeting dem Kollegen, der gerne ausgedehnte Redebeiträge bringt Empathie. Holger wird dir für den Verlauf der Übung als ausgedehnter Redner gerne zur Verfügung stehen. Stelle dir Holger vor, wie er redet und redet. Stell dir vor, wie einer deiner Kollegen die Augen rollt, eine andere Kollegin etwas auf ihrem Laptop tippt, zwei weitere Kollegen sich flüsternd unterhalten. Wenn du solche Meetings als Zeitverschwendung empfindest, ist es Zeit für die Empathiespende:

 

Bevor du dich Holger empathisch näherst, bleib zunächst in der stillen Empathie. Frage dich, wie er sich gerade fühlen mag? Welches Bedürfnis erfüllt er sich durch seinen Redebeitrag? Und welche Bedürfnisse sind möglicherweise gerade unerfüllt?

  1. Wenn du deine Vermutungen für dich klar hast, stoppe Holger. JETZT, indem du fragst: "Holger, ist es Dir gerade wichtig, über das Thema XY zu sprechen? Geht es Dir darum (!!!und jetzt vermute seine unerfüllten Bedürfnisse!!!), dass wir in dem Thema vorankommen? Willst du gesehen werden, mit Deinem Engagement, dass Du bereits in diesem Projekt eingebracht hast?"
  2. Warte ab, wie er reagiert. Gib ihm die Möglichkeit, sich über seine Bedürfnisse klar zu werden.

 

In diesem Beispiel habe ich die Bedürfnisse nach "Vorankommen" und "Gesehen werden" vermutet. Es kann durchaus sein, dass dein "Holger" andere unerfüllte Bedürfnisse hat. Überlege, welches seine Bedürfnisse sein können.

 

Erlaube mir noch zwei Tipps: 

 

Erster Tipp: Bleibe unbedingt im Fragemodus, damit Holger die Möglichkeit bekommt für sich zu prüfen,
ob es sich um diese Bedürfnisse handelt.

 

Zweiter Tipp: Nimm ins nächste Teammeeting eine Bedürfnisliste mit. So hast du die Sicherheit schneller auf erfüllte/unerfüllte Bedürfnisse zu kommen. Eine Bedürfnisliste zum Ausdrucken findest du hier: download Bedürfnisliste

Ab jetzt kannst du zur Effizienz und Wirksamkeit eurer Meetings aktiv beitragen. Deine Kolleginnen und Kollegen werden es dir danken.

 

 

Über deine Rückmeldung und Erfahrungsberichte freue ich mich. Schreib mir gerne an: E-Mail an Birgit Schulze

 

Hast du noch 2,5 Minuten Zeit für Empathie? Gerne lade ich dich ein, das folgende Video anzuschauen, das mir mit freundlicher Genehmigung durch die Sesamstrasse zur Verfügung gestellt wurde. Viel Spass beim Schauen.


Bildquellen: www.pixabay.com und privat


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