Berge, Meer und Gewaltfreie Kommunikation. Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Urlaubszeit: Zuerst das Meer und die Berge ...

Ich hatte gerade Urlaub und habe es sehr genossen. Heute morgen kam mir die Idee, einen meiner ältesten Blogartikel zu aktualisieren. Und weil gerade Urlaubszeit ist, geht es heute um genau dieses Thema. Falls du den Artikel schon kennst und deinen Urlaub noch vor dir hast, lohnt es sich trotzdem, ihn zu lesen.

 

 

 

 

 

 

 

Stelle dir ein Paar vor. Beide möchten gemeinsam Urlaub machen und sich dabei ihr Bedürfnis nach Ruhe und Gemeinschaft erfüllen. Sie will ans Meer. Er in die Berge. Ein einfaches Beispiel dafür, an dem du erkennen kannst, dass es unterschiedliche Wege gibt, wie wir uns unsere Bedürfnisse erfüllen. Du bist am zentralen Thema der GFK angekommen: Abgrenzung von Strategie und Bedürfnis.

 

Im folgenden findest du einige Grundannahmen, die diesen Aspekt näher beschreiben.

  1. Strategien sind die Wege, wie wir uns unsere Bedürfnisse erfüllen.
  2. Wir handeln immer in Erfüllung eines oder mehrerer Bedürfnisse.
  3. Alle Menschen haben die selben Bedürfnisse, nutzen jedoch unterschiedliche Strategien zur Erfüllung.
  4. Konflikte finden auf der Strategien-Ebene und nicht auf der Bedürfnis-Ebene statt.

Zurück zu unserem Paar. Worüber streiten die beiden vermutlich? Über die Ruhe und Erholung, die sie brauchen? Darüber, dass die beiden gemeinsam ihren Urlaub verbringen möchten? Oder darüber, ob sie nun ans Meer oder in die Berge fahren? Ich glaube Sie streiten über Meer und Berge. Und du?


Natürlich haben wir unsere Lieblingsstrategien, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Auch ich und du und selbstverständliche alle unsere Mitmenschen haben Lieblingsstrategien. Manchmal braucht es eine kleine Erinnerung, um andere Wege zu finden, über die ich meine Bedürfnisse erfüllen kann. Das setzt allerdings voraus, dass ich mir auch darüber klar bin, welches Bedürfnis ich mir erfüllen möchte.

 

Lass uns noch einmal einen Blick auf die folgende Grundannahme werfen: Alle Menschen auf der Welt haben die selben Bedürfnisse , z. B. Ruhe, Sicherheit, körperliches Wohlbefinden, Selbstbestimmung, Gesehen werden, Wertschätzung, Freude, Trauer, um nur einige davon aufzuzählen. In dem Urlaubsbeispiel geht es um die Bedürfnisse Ruhe und Gemeinschaft.

 

Es ist hilfreich, den Fokus auf die Bedürfnisse zu lenken. Auch dann, wenn ich Widerstand in mir spüre, wenn ich denke, ich will gesehen werden oder, der/die andere soll mir zuhören.

... dann die Gewaltfreie Kommunikation ...

Und was ist jetzt Gewaltfreie Kommunikation (GFK)? Die GFK ist ein Verständigungsprozess, der dich dabei unterstützt Beziehungen auf Basis gegenseitiger Achtsamkeit und Wertschätzung zu führen. Dabei entstehen Lösungen, die die Bedürfnisse aller im Blick haben.

Was hat Kommunikation mit Gewalt zu tun?

Kommunikation ist ein scharfes Schwert, mit der Gefahr sich selbst zu verletzen.

Verbale Verletzungen stimulieren die selben Schmerzzentren im Gehirn, wie körperliche, zeigen Erkenntnisse der Gehirnforschung. Das bedeutet: Gewalt wird auch durch Worte ausgeübt . Ein wunderbares Zitat eines netten Kollegen, dass dieses Forschungsergebnis unterlegt findest du hier:  „Kommunikation ist ein scharfes Schwert, mit der Gefahr sich selbst dabei zu verletzen.“

 

Es geht in der GFK zum einen um den achtsamen und respektvollen Umgang mit Sprache. Welche Worte wir wählen und wie wir mit uns selbst und unseren Mitmenschen sprechen. Gleichzeitig geht es in der Gewaltfreien Kommunikation um die innere Haltung, mit der wir uns und unseren Mitmenschen begegnen.

So hat Marshall B. Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation gesagt:

"Bei der GFK geht es um Worte. Bei der GFK geht es nicht um Worte. Es geht um die Haltung, aus der wir heraus handeln."

... und jetzt: Ab in den Urlaub!

Zurück zu dem urlaubsreifen Paar. Beide wollen gemeinsam Urlaub machen und sich das Bedürfnis nach Ruhe erfüllen. Sie will ans Meer und er in die Berge.

Ich habe zufällig mitbekommen, wie sich die beiden geeinigt haben und sich dabei ganz ohne Streit und Ärger das Bedürfnis nach Ruhe und Gemeinschaft erfüllen. Und wie sie das hinbekommen haben, kannst du hier nachlesen:

Sie: "Ich möchte im Urlaub mit Dir gemeinsam ans Meer  fahren. Da kann ich so herrlich entspannen und mich ausruhen. (Bedürfnis)"

Er: "Ich freue mich, dass Du mit mir gemeinsam fahren möchtest. Gleichzeitig will ich nicht schon wieder ans Meer, da waren wir doch erst letzte Ferien. Ich möchte so gerne in die Alpen. Beim Wandern und der guten Bergluft kann ich so richtig ausruhen.(Bedürfnis)"

Sie: "Echt, Du kannst beim Wandern ausruhen? Das ist doch total anstrengend. Aber sag mal, möchtest Du überhaupt mit mir in Ferien fahren?"

Er: "Ja, auf jeden Fall möchte ich mit Dir gemeinsam fahren."(Bedürfnis)

Sie: "Wenn wir gemeinsam unseren Urlaub verbringen, dann möchte ich gerne auch was machen, bei dem wir uns beide gut erholen können. Wie ist das für Dich?"

Er: "Ja das klingt gut, scheint ja für uns beide wichtig zu sein, dass wir uns erholen und Ruhe haben ..."

 

Beide überlegen ein bisschen.

 

Er: "Du möchtest also gerne am Strand liegen, lesen und die Nase in die Sonne halten. Und ich würde so gerne wandern und die gute Bergluft genießen. Was hälst Du davon, wenn wir wohin fahren, wo wir beides haben können? Zum Beispiel am Gardasee? Da könnten wir an einem Tag am Strand liegen, am anderen Wandern und am Dritten sogar noch was ganz anderes unternehmen."

Sie: "Oh, das klingt ja wunderbar. An den Gardasee wollte ich doch schon immer mal. Da können wir wandern, faulenzen und sogar noch lecker essen, klingt traumhaft. Dann pack Du schon einmal die Koffer, damit ich mich ab jetzt erholen kann."

Reise gut - alles gut? Bestimmt. Die beiden haben eine Lösung gefunden, die die Bedürfnisse beider im Blick hat ohne dabei auf ihren persönlichen Vorlieben zu beharren.

 

Also dann: Bon Voyage

 

Bildquellen: Birgit Schulze

Übringens:

Du kannst jedes konträre Thema auf diese Weise beleuchten. Schreib mir gerne eine E-Mail mit deinen Erkenntnissen oder hinterlasse mir einen Kommentar, wie es dir mit deiner Urlaubsplanung erging.

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