Gewaltfreie Kommunikation - 5 Tipps, wie du ab sofort gewaltfrei kommunizieren kannst

 

Kennst du das? Du sagst etwas und plötzlich schlägt dir dein Gesprächspartner verbal voll auf die 12?

 

Damit du künftig souverän in solchen Situationen handeln kannst, habe ich 5 Tipps für dich zusammen gestellt. Durch diese 5 Tipps erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass dein Gegenüber dich so hört, wie du es dir wünschst.

1. Tipp: Freu dich, wenn du einen Konflikt erkannt hast. Denn jetzt hast du die Möglichkeit dauerhaft etwas zu verändern.

Stellen dir vor, du hast deinen Kollegen um die Bereitstellung von Unterlagen gebeten und fragst nun folgendes: "Klaus, ich hatte Dich doch vor zwei Tagen um die Bereitstellung der Unterlagen gebeten. Hast Du sie schon fertig?"

Klaus reagiert sehr genervt und seine Stimme wird zunehmend lauter, als er antwortet:

"Nein, habe ich nicht und werde ich auch so schnell nicht fertig bekommen. Und außerdem wieso fragst Du mich das überhaupt? Hier gibt es doch noch mindestens 10 andere Personen, die Du hättest ansprechen können. Soll es doch einer von denen machen!"

 

Ups, da ist einer wirklich sauer. Jetzt gibt es viele Möglichkeiten, wie du reagieren kannst. Eine wirkungsvolle ist diese: Freu dich, über Klaus Ärger, denn mit Hilfe der folgenden 4 Tipps, kannst du ihm so begegnen, dass die Situation nicht weiter eskaliert.

Mein extra Tipp:

Akzeptiere den Ärger des anderen, ohne damit einverstanden zu sein.

Nimm ihn einfach als Menschen an, der gerade sehr genervt, wütend oder verärgert ist.

2. Tipp: Beziehe dich auf den Gefühlszustand deines Gesprächspartners und wiederhole, was du von ihm gehört hast.

Du hast ja bereits festgestellt, das Klaus sauer und genervt ist.

 

Aber wie kannst du nun mit ihm sprechen, dass er nicht total ausflippt?

 

Verzichte auf moralische Bewertungen, wie z.B. „Immer ist das bei Dir so“, oder „Auf Dich ist kein Verlass“. Beziehe dich statt dessen auf seinen momentanen Gefühlszustand.

 

Du kannst beispielsweise sagen: "Klaus, Du bist echt wütend, verärgert, genervt, frustriert, ... oder?"

 

Gib ihm Zeit sich darauf zu beziehen.

 

Dann erst wiederhole in Ihren eigenen Worten, was du von Klaus gehört hast. "Du konntest die Unterlagen nicht zusammenstellen, habe ich Dich da richtig verstanden?"

3. Tipp: Vermute sein unerfülltes Bedürfnis

Bedürfnisse sind der Motivator für unsere Handlungen. Wir handeln immer in Erfüllung eines Bedürfnisses. Das ist eine der Grundannahmen der Gewaltfreien Kommunikation. Einige Bedürfnisse habe ich für dich im folgenden aufgelistet: Autonomie, Echtsein, Beitragen, Unterstützung, Ruhe, Wertschätzung, Sicherheit, Verbindung.

 

Auch Klaus erfüllt sich gerade ein Bedürfnis, wenn er wütend, genervt oder verärgert ist und die Unterlagen nicht bereit stellt. Die Gefühle, die wir wahrnehmen sind die Signale, die uns anzeigen: Achtung, da ist gerade ein Bedürfnis erfüllt oder unerfüllt.

 

Im folgenden findest du eine Auswahl an Gefühlen, wenn Bedürfnisse unerfüllt sind: allein, leer, kalt, schockiert, traurig, genervt, durcheinander, frustriert, schlapp, unruhig, schwer, wütend, ärgerlich, ...

 

Und hier habe ich eine Auswahl an Gefühlen für Sie zusammengestellt, wenn unsere Bedürfnisse erfüllt sind: fröhlich, leicht, beschwingt, friedlich, ruhig, liebevoll, heiter, sorglos, warm, satt, wirksam, ...

 

Und Klaus, wie er sich fühlt, das haben wir ja schon herausgefunden. Er ist wütend, verärgert, genervt.

 

Bleibt noch zu klären, welches Bedürfnis bei ihm gerade nicht erfüllt ist. Frag ihn: "Klaus, kann es sein, dass Du gerade viel zu tun hast und gerne selbst entscheiden möchtest (Bedürfnis: Autnonmie), welche Aufgaben Du erledigst?"

4. Tipp: Formuliere deine Bitte an deinen Gesprächspartner

Bis jetzt habst du dich in deinen Gesprächspartner eingefühlt.

 

Du hast heraus gefunden, wie es ihm geht und welches Bedürfnis bei ihm derzeit unerfüllt ist. Großartig!!!

 

Damit hast du dich deinem Gegenüber auf empathische Weise genähert. Dein Gesprächspartner wurde von dir gesehen und gehört, mit dem was ihm wichtig ist. Du hast eine Verbindung zwischen euch hergestellt. Und wie geht es jetzt weiter?

 

Klar ist es für dich auch wichtig, dein Anliegen zu erfüllen. Mit der Bitte an deinen Gesprächspartner kommst du in Handlung. Eine Bitte ist dann eine Bitte, wenn Sie

  • positiv formuliert ist,
  • konkret und machbar,
  • sich auf das hier und jetzt bezieht
  • und ganz wichtig, dem anderen die Wahl lässt, sie zu erfüllen.

Du kannst zwei Arten von Bitten äußern. Eine Verbindungsbitte und eine Handlungsbitte.

 

Bei der Verbindungsbitte hälst du die Verbindung zur anderen Person. Du kannst fragen, wie es ihr geht oder was er von dir gehört hat.

 

Verknüpfe die Bitte mit einer Ich-Botschaft, dann erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass sie dir zu hört und offen ist für deine Bitte.

Und so sieht eine Ich-Botschaft aus.

Sie enthält im mindestens drei Bestandteile :

1. Die moralisch wertfreie Beobachtung zur Situation,

2. Die eigene Gefühlslage

3. Das eigene unerfüllte Bedürfniss. 

 

"Klaus, ich habe von Dir gehört, dass Du genervt und verärgert bist, weil Du gerne selbst entscheiden möchtest, welche Aufgaben Du erledigst. (Beobachtung). Ich bin gerade irritiert (Gefühl), weil ich Klarheit (Bedürfnis) brauche,  in Bezug auf die Bereitstellung der Unterlagen. Kannst Du mir sagen, was Du von mir gehört hast?"

 

Eine Handlungsbitte bezieht sich auf eine konkrete, jetzt machbare Handlung. Auch bei der Formulierung der Handlungsbitte kann es hilfreich sein, einen Selbstausdruck voranzustellen.

 

"Klaus, ich bin gerade irritiert (Gefühl), weil ich Klarheit (Bedürfnis) brauche, in Bezug auf die Bereitstellung der Unterlagen. Ist es Dir möglich, die Unterlagen jetzt in den nächsten 30 Minuten zusammen zu stellen?"

5. Tipp: Gehe zurück auf "Los" und bleibe dran

Natürlich kann es sein, dass  dein Gesprächspartner deine Bitte nicht erfüllt, wieder wütend wird oder auf andere unerwünschte Weise reagiert.

 

Bleib dran. Du hast es schon einmal geschafft, eine empathische Verbindung zu herzustellen, du schaffst das auch noch ein zweites Mal.

 

Kommunikation ist eben kein geradliniger Prozess. Wir drehen ständig, Schleifen, Kurven, mal geht es bergauf und dann auch wieder bergab. Beginne einfach von vorne und wiederhole die einzelnen Schritte.

 

Durch diese 5 Tipps, hast du einen verlässlichen Wegweiser erhalten, wie du durch unwegbare Kommunikationssituationen sicher und unverletzt hindurch kommst. Am Ende erwartet dich eine vertrauensvolle und kooperationsbereite Beziehung zu deinen Mitmenschen.

 

Probiers aus. 

Viel Erfolg wünscht dir auch Klaus.

Zufrieden ins Büro
Birgit Schulze - die Wirtschaftsmediatorin

 

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Bildquelle: Birgit Schulze und Foto Hirch Darmstadt

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