Gewaltfreie Kommunikation mit Eltern:- „Die Mutter, dümmer als der Sohn!“

Eine sehr berührende Geschichte von einer meiner Kursteilnehmerinnen

Bildquelle: https://pixabay.com/de/users/saulo_prata-339387/
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Wenn du glaubst, dass GFK nur dann funktioniert, wenn alle Beteiligten sich damit auskennen, dann lies diese Geschichte. Denn sie zeigt, wie hilfreich, unterstützend und verbindend es sein kann, wenn eine Person allein, in dieser Haltung ist.

 

Normalerweise findest du hier Beiträge zur Gewaltfreien Kommunikation im Arbeitsleben. Heute geht es um Eltern. Denn egal, wie alt du bist, du bist und bleibst Kind.

 

Vielleicht findest du dich hier nicht wieder, dann freue ich mich, wenn du deinen Frieden mit deinen Eltern gemacht hast. Falls nicht, regt dich diese Geschichte vielleicht an, GFK mit deinen Eltern zu üben. Wer weiß, was passiert... 

 

Eine Teilnehmerin Natalie (die Namen in diesem Beitrag sind redaktionell geändert) meines Zufrieden ins Büro Online Programms erzählte mir die folgende Situation, die sie nach dem 5 Wochen Programm mit ihrem Vater erlebte. Und zum ersten Mal – seit sie sich erinnern kann – nicht in die Wut-Ärger-Angriff-Falle tappte.

 

 

 

Mein Vater ist der Meinung, dass mein Sohn mit 4 Jahren keine Windeln mehr braucht. Er wird da richtig aggressiv. Bei einem Geburtstagstreffen schimpfte mein Vater mit meinem Sohn: „Du Hosenscheißer! Du bist doch schon vier Jahre alt, da braucht man keine Windel mehr!“ Da nahm ich meinen Sohn auf meinen Schoß und fragte ihn mit ruhiger Stimme: „Wie geht es dir denn damit, wenn du das hörst?“ Er antwortete geknickt: „Nicht gut, Mama“.

 

Ich redete meinem Sohn gut zu, in dem ich ihm versicherte, dass wir als Eltern hinter ihm stehen, es für uns so wie es ist in Ordnung und Okay sei und es anders sehen. Und der Opa eben seine eigene Meinung habe.

 

 

Mein Vater sagte darauf hin zu mir: „Du brauchst jetzt mit dem Michel gar nicht zu flüstern."  Ich entgegnete: „Ich habe nicht geflüstert. Es konnten alle hören.“  Darauf hin sagte mein Vater zu mir, so laut, so dass es nicht zu überhören war: „Die Mutter, dümmer als der Sohn!“

 

„Normalerweise wäre ich spätestens hier ausgeflippt!“ sagte Natalie. Ich antwortete jedoch: „Papa, warum verletzt du mich denn so?“  Ich meine, es war eine Schuldzuweisung und es war nicht ganz GFK. Und gleichzeitig war ich voll in der Haltung drin. Mir ging es darum, meinen Schmerz auf eine Weise auszudrücken, die auch mein Vater hören konnte. Denn hätte ich gesagt: „Wenn ich höre, dass du zu Michel sagst, dass er mit 4 Jahren zu alt für Windeln sei und ihn einen Hosenscheißer nennst, dann fühle ich mich traurig und verletzt“, das wäre nicht seine Sprache gewesen. Daher habe ich „Strassengiraffisch“ angewendet, damit mein Vater mir zuhört, zuhören kann. Denn in diesem Haushalt wird sehr viel über Schuldzuweisungen gesprochen. Also war es für diese Situation die für ihn passende Übersetzung.


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 Dann war erst einmal Ruhe. Mein Vater sagte mit ernster und betroffener Mine: „Ja, ich weiß, du hast wirklich eine schlechte Kindheit gehabt. Deine Mutter hat dich damals weggeben, ich war auch nicht für dich da. Und das war wirklich blöd für dich.“

 

Und diese zarte Verbindung habe ich „genutzt“. Ich sagte: „Ja, Papa, und vielleicht kannst du jetzt verstehen, dass ich heute mit meinen Kindern einfach etwas anders machen möchte.“  Darauf hin erwiderte er: „Ach, du weißt doch auch nicht alles besser!“ „Papa,“ antwortete ich, „es geht doch nicht um besser! Es geht darum, dass ich was anders machen möchte.“ 

Darauf hin stotterte er los: „Aber, aber, ... ich habe doch, .... aber, aber ich verstehe schon, ... aber mit 4 Jahren!“  Ich nahm meinen Papa feste in den Arm und drückte ihn an mich und sagte: „Ich weiß, für dich ist es total schwierig und gleichzeitig möchte ich es anders machen. Und ich wünsche mir einfach, dass du das akzeptierst. Dass ich es anders machen darf.“

 

Er unterbrach mich wieder und wieder mit „Ja, aber, aber, aber, ... das kann doch nicht sein, …“ Und ich bin gegen diese vielen Abers gar nicht angekommen. Dann erinnerte ich mich plötzlich an etwas, dass ich mal in einem anderen GFK Seminar gehört hatte. Ich hielt meinen Vater immer noch im Arm und dann drückte ich suchend auf ihm herum und fragte: „Aber, aber aber, wo ist denn nur der dieser Aber-Ausschalte-Knopf?“. Da musste mein Vater lachen und konnte nicht mehr.

 

Ich war so berührt und erfüllt von diesem Moment. Vor allem, weil ich echt ein Thema habe mit „DUMM“, denn ich hörte als Kind oft den Satz: Die kleine dumme Natalie und dann noch in Verbindung mit: "Die Mutter dümmer als der Sohn!!!", das ist für mich wirklich ein großer Triggerpunkt. Ich war sehr stark getroffen und verletzt. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht genau, was mich geritten hat zu fragen: "Papa, warum verletzt du mich so?", das geht mir auch jetzt noch runter wie Öl und ich bin immer noch über mich selbst überrascht.

 

Es sind genau diese Erfahrungen, die mich anspornen mich immer weiter und weiter mit der GFK zu beschäftigen. Ein Stück mehr Frieden für die Welt und meine Beitrag leisten, das möchte ich total gerne.


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